Pressemitteilung

Historikerstreit mündet in Bürgerentscheid

Münsteraner entscheiden am 16. September über Hindenburgplatz

In Münster läuft ein seit Jahren zwischen Politikern, Historikern und Bürgern geführter Streit über die historische Rolle des früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg jetzt auf einen Bürgerentscheid hinaus. Der Rat der Stadt hat gestern eine Rücknahme der im März beschlossenen Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz abgelehnt. Damit kommt es am 16. September zu einem Bürgerentscheid über den zukünftigen Namen des Platzes.

 

Begründet wurde die Entscheidung für die Umbenennung mit der Rolle Hindenburgs. Dieser habe 1932 ohne Not die letzte demokratische Regierung abgesetzt und Hitler zum Reichskanzler ernannt, weil er diesen gewollt habe. Hindenburg stehe außerdem für Besatzungspolitik und Hegemoniestreben während des 1. Weltkrieges, habe die "Dolchstoßlegende" propagiert und nationalsozialistischer Morde gerechtfertigt und legitimiert. Seit 1929/30 habe Hindenburg aktiv an der der autoritären Verformung der parlamentarisch‐demokratischen Verfassungsordnung mitgewirkt und schließlich auf deren Zerstörung hingearbeitet.

 

Eine vom Ältestenrat des Rates eingesetzte Expertenkommission „Straßennamen“ war 2011 zur Einschätzung gelangt, dass der Name Hindenburgplatz aufgrund der Rolle des Reichspräsidenten in der Geschichte nicht mehr zu halten sei. In einer Bürgerbefragung der Stadt waren 48,3 Prozent der Ansicht, dass es heute keinen Anlass mehr gebe, Hindenburg mit einem Platz zu ehren. Diese Umfrage sah sich allerdings heftiger Kritik ausgesetzt, weil sie gewünschte Antwort vorgegeben habe.

 

Die Bürgerinitiative „Pro Hindenburgplatz“ hatte gegen die Umbenennung des Platzes ein Bürgerbegehren gestartet, das seit Ende März mehr als 15.000 Münsteraner unterschrieben hatten. Verschiedene repräsentative Umfragen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass eine große Mehrheit der Münsteraner am Namen Hindenburgplatz festhalten wollten, so die Initiative. Der Hindenburgplatz habe seinen Namen seit 85 Jahren getragen und sei als zentraler Ort der Stadt weit über Münster hinaus bekannt. Viele Münsteraner verbänden mit ihm ein Stück Heimat. Mit der Beibehaltung des alten Namens solle Erinnerungskultur bewahrt werden, statt die Geschichte einfach auszulöschen.

 

Mehr Informationen: <link>Bürgerentscheid über Hindenburgplatz in Münster

Pressesprecher


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