Pressemitteilung

Nazi-Dichter verschwindet von Straßenschild

Mehrheit in Burscheider Bürgerentscheid für Umbenennung

Der Name des Heimatdichters Fritz Halbach wird nicht weiter ein Straßenschild in Burscheid zieren. In einem Bürgerentscheid votierten am Sonntag 52,1 Prozent der Abstimmenden für die Umbenennung der Straße. Die Abstimmungsbeteiligung lag bei 16,5 Prozent.

 

Auslöser des Bürgerentscheids war eine Entscheidung des Kulturausschuss des Stadtrates, einen neuen Namen für die Fritz-Halbach-Straße zu suchen. Zuvor hatte der Historiker Christoph Nonn dem Burscheider Heimatdichter Halbach bescheinigt, ein völkischer Ideologe und radikaler Antisemit gewesen zu sein. Vor allem habe Halbach seinem Judenhass nicht jenseits seiner Werke, sondern in ihnen Ausdruck verliehen. Dies nicht vereinzelt, sondern über einen langen Zeitraum und immer wieder.

 

Am eklatantesten werde Halbachs Hass in seinem 1934 veröffentlichten Buch „Ester, die Herrin der Welt - ein völkisches Testament“ deutlich. Darin lasse er seiner Ausrottungsfantasie freien Lauf und schildere einen Aufstand gegen die „jüdische Weltherrschaft“, an dessen Ende allein im „Land der Mitte“ über 600.000 Juden umgebracht werden. Einen Propheten lässt er rufen: „Gürtet eure Schwerter und tilget alles, was unter euch ist hebräischen Blutes und alles, was ihm versippt ist, Männer, Weiber und Kinder.“ Der Rat will Halbach mit der Benennung einer Straße nach ihm deshalb nicht weiter ehren.

 

Die Initiatoren des heute abgelehnten Bürgerbegehrens sehen für die Umbenennung der Straße keine Notwendigkeit. Sie halten es für den falschen Weg, unliebsame Geschichte von Straßenschildern wegzuradieren. Fritz Halbach sei nicht wegen seiner politischen Einstellung als Namensgeber für die Straße ausgewählt worden, sondern weil er ein Heimatdichter gewesen sei und sich um die bergisch-plattdeutsche Sprachkultur verdient gemacht habe.

 

Die Abstimmung in Burscheid war nach Angaben der Initiative „Mehr Demokratie“ der fünfte Bürgerentscheid über den Namen einer Straße in NRW. 2012 hatten die Wähler in Münster für die Umbenennung des Hindenburgplatzes gestimmt. Im Jahr darauf lehnten die Bürger in Voerde einen neuen Namen für die Hindenburgstraße ab. Ebenfalls erfolgreich war 2013 ein Bürgerbegehren gegen die Umbenennung von zwei nach umstrittenen Reichswehr-Offizieren benannten Straßen in Essen. Ein Begehren gegen die Umbenennung der Nelliusstraße in Sundern erreichte im Mai dieses Jahres nicht die erforderliche Mindestzustimmung von 20 Prozent aller Stimmberechtigten.

 

Mehr Informationen: <link>Bürgerentscheid über Fritz-Halbach-Straße in Burscheid

Pressesprecher


Jens Mindermann
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