Die Brüsselreise begann am Donnerstagmorgen, dem 21. September 2023 vom Zentralen Omnibusbahnhof in Düsseldorf. Die Seminargruppe setzte sich zum Großteil aus Lehrkräften sowie einer Handvoll im Bereich der politischen Bildung Beschäftigten zusammen. Nach dreistündiger Fahrt erreichten wir gegen halb zwölf Uhr mit dem Europäischen Parlament den ersten Anlaufpunkt unserer Reise. Dort wurde unsere Gruppe in einem Seminarraum des Besucherzentrums von Mitarbeitern zweier Europa-Abgeordneter begrüßt. In einer Mischung aus Vortrag und Q&A („Fragen und Antworten“) haben die beiden die Rolle des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess erläutert. In der Diskussion wurde insbesondere der Umstand kritisch beleuchtet, dass lediglich die Kommission, aber nicht das EU-Parlament das Initiativrecht besitzt, welches nötig ist, um ein Gesetz auf den Weg zu bringen. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, einen Blick in den Plenarsaal zu werfen und dabei weitere Fragen zu stellen.
Diesem ersten Input schloss sich eine Mittagspause im berühmtem Brüsseler Europaviertel an. Am Nachmittag stand dann ein Besuch bei der Europäischen Kommission auf dem Programm. Dort wurden wir von einem Mitarbeiter der Kommission empfangen, der – analog zum vorangegangenen Programmpunkt – nun die Funktion und Aufgabenbereiche der Europäischen Kommission beleuchtete.
Anschließend ging es zurück zum Reisebus und dann gemeinsam zum Check-In im Motel One. Die Seminarteilnehmenden hatten nun die Möglichkeit, ihre Zimmer zu beziehen und kurz zu entspannen, bevor es dann am Abend ins Restaurant „Brussels Stoemp“ ging – dort konnte man unter anderem das gleichnamige Gericht aus der klassischen Brüsseler Küche probieren.
Am Freitagmorgen führte uns der Seminarleiter Herr Eberl in das Europagebäude. Dieses beherbergt sowohl den Europäischen Rat wie auch den Rat der Europäischen Union – dass der Europarat wiederum mit diesem Institutionenensemble nichts zu tun hat, bildete dann auch einen Diskussionspunkt im folgenden, dritten Vortrag im Rahmen des Seminars.
Besonders detailliert legte die Referentin dabei die Rolle des Ministerrats im Gesetzgebungsprozess dar. Mit diesem finalen Input über das legislative Zusammenspiel der EU-Institutionen hatten die Teilnehmenden nun einen guten Überblick über das mehrstufige, inter- wie supranationale Verfahren der europäischen Legislative.
Nach anderthalb Tagen Auseinandersetzung mit der Politik Europas ging es hiernach ins Haus der Europäischen Geschichte, wo wir eine einstündige Führung durch die historischen Eckpunkte der europäischen Vergangenheit erhielten.
Nach einer Mittagspause in der Brüsseler Innenstadt – inklusive Gelegenheit für den Erwerb der berühmten belgischen Schokolade –, bildete eine politische Stadtführung den inhaltlichen Abschlusspunkt unseres zweitätigen Seminars. Der pompöse, auf den Schultern der brutalen belgischen Kolonialherrschaft errichtete, Marktplatz mit seinen goldverzierten Gebäuden, Manneken Pis sowie das Brüsseler Opernhaus, der historische Geburtsort der belgischen Revolution und zahlreiche weitere geschichtsträchtige Orte standen im Fokus dieser Führung.
Im Anschluss ging es zurück zum Reisebus, welcher uns am frühen Freitagabend wieder in Düsseldorf absetzte.
Das Seminarprogramm war insgesamt gut organisiert, bereichernd und eindrucksvoll. Die Mischung aus Besichtigungen, Vorträgen und der Zeit für den freien Austausch untereinander machen derartige Veranstaltungen zu einem sinn- wie reizvollen Angebot.
Mit der anstehenden Europawahl im nächsten Jahr bot die Brüsselreise die Möglichkeit, bestehendes Wissen aufzufrischen und sich darüber hinaus mit Bildungsträgern hinsichtlich gemeinsamer zukünftiger Veranstaltungen und Workshops zum Thema Europa auszutauschen. Einzig das Seminarthema „Europa am Scheideweg – Integration oder Separation?“, hätte meines Erachtens eine größere Rolle spielen können. Selbstverständlich war der Seminarplan zeitlich bereits eng getaktet – die Vorträge der unterschiedlichen Referierenden hätten neben der Darlegung der institutionellen Verfahren jedoch noch mehr Akzente hinsichtlich wichtiger aktueller Debatten auf europäischer Ebene setzen können. Nichtsdestotrotz war der Ausflug nach Brüssel eine gewinnbringende Angelegenheit, die ich aus professioneller wie privater Sicht wärmstens empfehlen kann.
Die Europäische Akademie Nordrhein-Westfalen e. V. ist eine Einrichtung der politischen Bildung in Deutschland mit Sitz in Bonn.
EUROPE DIRECT steht für ein von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenes Informationsnetzwerk mit EU-weit ca. 500 Informationszentren.