Volksinitiative "G9 jetzt in NRW"

Ziel: Rückkehr zu neunjähriger Gymnasialzeit

Träger: G9 jetzt in NRW - Elterninitiative für Kinderrechte

Status: Volksinitiative vom Landtag abgelehnt

 

2005 wurde in Nordrhein-Westfalen die Schulzeit an Gymnasien von neun auf acht Jahre gekürzt. Bis dahin betrug die Zahl der Unterrichtsstunden für die Klassen 5 bis 10 insgesamt 179 Schulstunden, was auf sechs Schuljahre verteilt eine durchschnittliche Wochenstundenzahl von 29,8 Schulstunden ergibt. Damit hatten die Kinder im Allgemeinen sechs Stunden Unterricht am Tag, so dass sie nach Angaben der Volksinitiative gegen 13:20 Uhr die Schule verlassen konnten.

Durch die Verkürzung der Schulzeit sollte jungen Menschen ein früheres Abitur, ein früherer Universitätsabschluss und damit ein früherer Berufseinstieg ermöglicht werden. Mit G8 sollte das Bildungssystem effizienter und zielgenauer werden. Für Unternehmen sei es wichtig, jüngere Mitarbeiter zu bekommen, argumentieren Arbeitgeberverbände. Dahinter steht der Gedanke des lebenslangen Lernens, lieber soll die Erstausbildung gekürzt werden, um dafür später Weiterbildungen etwa zu einem berufsbegleitenden Master zu absolvieren.

Mit dem so genannten „Turbo-Abi“ wurden die jetzt nur noch 163 Stunden auf fünf Schuljahre verteilt, so dass sich eine durchschnittliche Wochenstundenzahl von 32,6 ergibt. Dadurch, dass außerdem für alle Gymnasien eine 60-minütige Pause nach der sechsten Stunde vorgeschrieben wurde, endet der Unterricht an den meisten Gymnasien in der Klasse 6 an einem Tag und ab Klasse 7 an zwei Tagen in der Woche erst um 15:50 Uhr, kritisierten die Initiatoren der Volksinitiative. Bereits im Jahr 2012 habe eine repräsentative EMNID-Umfrage gezeigt, dass 79 Prozent der Eltern eine Rückkehr des Gymnasiums zu G9 und eine Verringerung der Wochenstundenzahl wünschten.

Insgesamt führe die erhöhte Stundentafel bei den Jugendlichen zu deutlich mehr Leistungsdruck. Bereits untere Klassen müssten auch am Nachmittag zum Unterricht. Gerade dann seien sie aber kaum noch aufnahmefähig. In den vom Nachmittagsunterricht betroffenen Fächer könne gar nicht mehr so viel Stoff geschafft werden wie früher.

Kirchengemeinden wie Sportvereine und Musikschulen merkten diesen erhöhten Stress in der Form, dass Jugend- und Sportgruppen von weniger Kindern besucht werden und vor 16:30 Uhr gar nicht mehr möglich seien. Ein gemeinsames Familienleben werde immer schwieriger, wenn Kinder erst spät heim kämen.

Hier werde Familien und besonders Jugendlichen Lebenszeit gestohlen. Für die Eltern sei es sehr gut gewesen, neben der Schule noch Zeit gehabt zu haben, um sich musikalisch und kirchlich zu engagieren. Das habe auch die Persönlichkeitsbildung gefördert. Diese Zeit fehle heute, wenn immer mehr Tage auch nachmittags von der Schule belegt würden. Eine eigene Zeiteinteilung werde so unterbunden, Persönlichkeitsentfaltung erschwert. Engagement für andere sei kaum noch möglich. Langfristig sei es für die Gesellschaft nicht gut, wenn der Zeitplan der Familien derart durch die Schule fremdbestimmt sei.

Die Unterschriftensammlung für die Volksinitiative hatte am 29. April 2014 begonnen. Am 20. April 2015 hatten die Initiatoren 98.843 gültigen Unterschriften hierfür beim Landtag eingereicht. Der Landtag hat die Volksinitiative am 24. Juni 2015 gegen die Stimmen der Piratenfraktion und bei Enthaltung der CDU abgelehnt.

 

Info:Volksinitiative „G9 jetzt in NRW“

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